Maultaschen
an Karfreitag
Alles Wissenswerte rund um die
„Herrgottsbscheißerle“
Maultaschen, im schwäbischen Dialekt auch
„Herrgottsbscheißerle“ genannt, haben im Schwabenland Tradition.
Die Maultasche gehört für Schwaben als traditionelles Gericht zu den
Osterfeiertagen wie der Osterhase oder das Osternest. Aber welchen Ursprung hat
die gefüllte Teigtasche?
Wenn am Abend des Gründonnerstag sämtliche Maultaschen in den
Supermärkten und Metzgergeschäften in Stuttgart und der Region Mangelware sind,
hat das einen bestimmten Grund. Der Schwabe isst am Gründonnerstag und am
darauffolgenden Karfreitag traditionell Maultaschen, in allen Variationen - und
das obwohl der Fleischkonsum an Karfreitag ja eigentlich fast schon einer Sünde
gleichkommt.
Traditionsbewusste „Cleverle“ machen ihre Maultaschen natürlich selbst. Für
dieses kulinarische Unterfangen kann dann aber schon mal der komplette
Gründonnerstag draufgehen. Schließlich will der Teig zubereitet und Kräuter
zerkleinert werden, genauso wie der Spinat und die Zwiebeln. Auch das Brät muss
vorbereitet werden und die Brötchen eingeweicht. Andere Zutaten haben in traditionellen
schwäbischen Maultaschen keinen Platz. Also wird Omas gutbehütetes
Maultaschenrezept für kurze Zeit aus der Sicherheitsverwahrung genommen und die
ganze Familie trifft sich zur traditionellen gemeinsamen
Maultaschenherstellung.
Wie alle Schwaben und mittlerweile auch die „Neigschmeckte“ wissen, kann man Maultaschen auf drei unterschiedliche Arten servieren: In
der Brühe, „Gschmälz“ mit Zwiebeln und Kartoffelsalat oder „Geröstet“ in
Scheiben und mit Ei in der Pfanne angebraten.
Ursprung der „Herrgottsbscheißerle“
Der Ausdruck „Herrgottsbscheißerle“, wie der Schwabe auch zu seinen
geliebten Maultaschen sagt, kommt nicht von ungefähr. Da während der Fastenzeit
bis zum Ostersonntag traditionell kein Fleisch gegessen werden darf, haben die
findigen Schwaben das Fleisch einfach in den Maultaschen „versteckt“. Der
Ausdruck „Gott sieht alles“ erreicht hier wohl eher keine Tragweite.
In der Vergangenheit galten Maultaschen als ein Gericht der armen Leute, da
Fleisch-, Brot- und Gemüsereste in der Füllung verarbeitet werden konnten und
so als eine zusätzliche Mahlzeit auf den Tisch kamen. Der Legende nach haben
Zisterziensermönche des Klosters Maulbronn (deswegen auch der Name
„Maul“-Tasche“) während der Fastenzeit als erstes die Fleischfüllung unter Teig
verborgen, um den Herrgott nicht zu verärgern. Eine weitere Variante spricht von
Protestanten, genauer Waldenser. In der Maulbronner Region gab es einige
Waldenserorte - und die dort lebenden Waldenser, als protestantische
Glaubensflüchtlinge aus Norditalien, sollten die Maultaschen als schwäbische
Variante italienischer Teigwaren wie Ravioli und Tortellini dort eingeführt
haben. Damit wären die Maultaschen dann italienischen Ursprungs.
Spezialität genießt Schutz
Inzwischen sind Maultaschen weit über die schwäbischen Grenzen hinaus als
Spezialität bekannt und seit dem Jahr 2009 auch von der EU in ihrer
Herkunftsbezeichnung geschützt. Somit ist gesetzlich festgeschrieben, welche
Zutaten bei der Herstellung einer original schwäbischen Maultasche verwendet
werden dürfen. Auch muss mindestens eine der Produktionsstufen innerhalbe des
dazugehörigen Herstellungsprozesses im Herkunftsland stattfinden. Das wären
dann bei den Maultaschen entweder die Erzeugung, die Verarbeitung oder die
Herstellung. Aber die wahren Schwaben vertrauen sowieso nur auf Omas
Originalrezept - und das wird natürlich gehütet wie ein Goldschatz.
Lesen Sie mehr unter: http://www.vip-neurocoach.de/component/k2/content/neuro-impuls.html.
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